Bingen - Pos. 10

Stolpersteine für Karl und Herta Koppel geb. Wolff und Kurt Koppel in der Rochusstraße 10

Karl Koppel, Bankbeamter, wurde am 7. Juli 1891 in Beilstein an der Mosel geboren. Er war Kriegsteilnehmer während des ganzen Ersten Weltkriegs und wurde am 16. März 1915 in Stellungskämpfen an der Beresina verwundet. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz II und dem Ehrenkreuz für Frontkämpfer ausgezeichnet. Ehefrau Herta, geborene Wolf, wurde am 4. Juni 1889 in Bingen geboren. Sie war die Tochter von Max Wolf, der das Amt des 'Schames', des Synagogendieners bei der Israelitischen Religionsgemeinde, inne hatte. Daraus erklärt sich auch, dass die Familie in der Küsterwohnung im rechten Teil des Synagogenbaus wohnte.

Herta Koppel arbeitete im Ersten Weltkrieg als Krankenschwester, wofür ihr die Rotkreuzmedaille 3. Klasse und das Hessische Sanitätskreuz verliehen wurden. Der gemeinsame Sohn Kurt, am 13. November 1921 in Bingen geboren, lebte 1940 in Frankfurt am Main, wo er Schlosser-Lehrlingsschüler der Anlernwerkstatt der jüdischen Gemeinde Frankfurt war. Auch Familie Koppel hatte ihre Auswanderung schon weit vorangetrieben. Karl Koppels Bruder Fritz, Jahrgang 1893, der 1938 zusammen mit seiner Frau Germaine, geborene Cerf, einer gebürtigen Lothringerin, nach Amerika ausgewandert war, wollte die Bürgschaft übernehmen. Dazu kam es nicht mehr, auch Karl und Herta Koppel wurden mit Sohn Kurt am 20. März 1942 nach Lublin deportiert.

Klassenbild der Sexta des Gymnasiums Bingen im Schuljahr 1932/33; in der unteren Reihe ganz rechts Kurt Koppel aus Bingen, 2. von links Günter Herz aus Bingerbrück. Bild: privat

'Auf der Deportationsliste vom 20. März steht auch die Familie von Karl Koppels Schwester Irma Marx, die mit ihrem Mann Arthur und den Töchtern Gisela und Doris zu den Opfern zählt.'

Die Eltern Leopold (1853 bis 1927) und Johanna (1864 bis 1937) Koppel, geborene Wirth, ruhen auf dem jüdischen Friedhof in Bingen. Eine Gedenkplatte vor dem Grabmal erinnert an Karl Koppel, Berthold Koppel und Irma Marx, geborene Koppel, und ihre Familien. Somit muss man davon ausgehen, dass auch Berthold Koppel, der 1940 in München lebte, mit seiner Familie zu den Opfern zählt

Sponsoren der Stolpersteine für das Ehepaar Koppel sind Matthias, Astrid, Maria und Tabea Krolla und Jörg und Michaela Maschke. Den Stein für Kurt Koppel übernahm ein Binger Bürger. Die Steine befinden sich vor der Rochusstraße 10.