Bingen - Pos. 16

Stolpersteine für Thekla Feist geb. Kahn, Lotte und Ellen Feist, Selma Kahn geb. Speier und Klara Kahn in der Schloßbergstraße 4-6

Text: Beate Goetz

Der Weinkommissionär Leopold Feist, am 15. März 1886 in Büdesheim als Sohn der Eheleute Leon und Helene Feist geboren, wohnte mit seiner Familie in der Nahestraße 6, heute Schloßbergstraße 6. Er war verheiratet mit Thekla, geborene Kahn, die am 12. August 1897 in Windecken zur Welt kam. Tochter Lotte wurde am 19. August 1923, Tochter Ellen am 19. April 1926 in Bingen geboren. Leopold Feists drei ledige Geschwister Siegfried, Klara und Mathilde wohnten in Büdesheim in der Binger Straße, der späteren Saarlandstraße 162. Schwester Johannette (Jenny) Kaufmann lebte 1940 in Köln, der jüngere Bruder Fritz war 1936 mit Frau und Sohn nach Palästina ausgewandert. Auch der Bruder von Thekla Feist, Karl Kahn, verließ 1939 Deutschland. Leopold Feist starb am 14. März 1935 und ist auf dem jüdischen Friedhof in Bingen begraben.

Die beiden Töchter Lotte und Ellen flohen im Januar 1939 nach Belgien. Aber auch dort waren sie vor den Nazis nicht sicher. Ellen Feist wurde am 4. August 1942 vom Lager Malines aus mit dem Transport 'I/564' nach Auschwitz deportiert. Auch Lotte Feist verließ am selben Tag das Lager Malines, kam aber mit Transport 'II/846' nach Auschwitz. Ihre Mutter Thekla Feist steht auf der Liste der Binger Deportierten vom 20. März 1942 nach Piaski-Lublin. Das weitere Schicksal von Mutter und Töchtern ist unbekannt.

Die Mutter von Thekla Feist, Selma Kahn, geborene Speier, war am 5. August 1875 in Windecken geboren. Der Vater, Julius Kahn, am 2. Dezember 1864 in Worfelden geboren, starb am 7. August 1935. Selma Kahn kam mit dem Transport vom 27. September 1942 nach Theresienstadt. Sie starb dort am 17. März 1945.

Eine weitere Hausbewohnerin in der Nahestraße 6 war Klara Kahn, die am 27. Dezember 1899 in Kuppenheim zur Welt kam. Sie war die Tochter des Viehhändlers Simon Kahn und seiner Frau Stefanie. Klara war Hausgehilfin. Ob sie mit Selma und Julius Kahn verwandt war, ist unklar. Auch sie wurde am 20. März 1942 nach Piaski-Lublin deportiert. Ihr Schicksal ist ungeklärt. Die Steine für Lotte und Ellen Feist wurden gesponsert von Schülerinnen der Hildegardisschule; Stefanie Saebel und Walter Eichmann finanzierten den Stein für Selma Kahn; Jutta und Thomas Merz den für Klara Kahn, weitere Sponsoren übernahmen den Stein für Thekla Feist. Die Steine sind verlegt in der Schloßbergstraße 6.