Bingen - Pos. 11

Stolperstein für Edith Lebrecht in der Mariahilfstraße 8

Text: Beate Goetz

Edith Lebrecht wurde am 21. Juni 1926 in Bingen als Tochter des Weinhändlers Jakob Lebrecht (* 1893 in Bingen) und seiner Frau Else geb. Honig (Jg. 1900) geboren. Die Mutter entstammte einer alteingesessenen Wormser jüdischen Familie. Bruder Fritz war Jahrgang 1930. Else Lebrecht lebte mit den Kindern bis 1934 in der Mariahilfstraße 6, der Vater hatte die Familie verlassen und wohnte in der Gaustraße 33. Er wanderte später von Frankfurt nach China aus. Schon 1934 verließ Else Lebrecht Bingen. Tochter Edith lebte fortan in Worms bei Großmutter Helene und deren jüngerer Tochter Lotte. Fritz kam nach der Scheidung der Eltern in ein Heim für jüdische Knaben in Frankfurt und wurde 1939 zusammen mit allen Heiminsassen mit einem Kindertransport nach London verschickt. Schon in England nannte er sich Fred Leighton und ging später nach Kanada, wo er eine Familie gründete; er ist inzwischen verstorben.

Ediths Mutter Else, die zeitweise wieder in Worms lebte, erhielt im April 1939 ein Visum für England; sie hoffte, die Tochter nachholen zu können, was aber durch den Kriegsausbruch vereitelt wurde. Auch ihrer Schwester Lotte gelang es noch, nach England auszuwandern.

Edith Lebrecht und ihre Großmutter wurden von Worms aus deportiert, Helene Honig am 27. September 1942 nach Theresienstadt, Edith mit dem kleineren Transport mit unbekanntem Ziel nach Polen (Quelle: Annelore Schlösser, Worms).

Suzanne Pepper geb. Herz, die heute in Israel lebt, erinnert sich an die kurze Zeit mit ihrer besten Freundin, bevor auch sie 1935 nach dem Tod des Vaters Bingen verließ: 'Einmal mussten alle Schulkinder am Bordstein stehen mit kleinen Naziflaggen in der Hand und auf Himmler warten. Als ich ein anderes Mal mit Edith unterwegs war, hielt uns jemand an. Er fragte mich (ich war blond und blauäugig): 'Was hast du hübsches arisches Mädchen mit diesem Judenmädchen zu tun?' (Edith war klein, dunkelhaarig und sehr hübsch). Wir liefen verängstigt nach Hause, ohne zu verstehen - wir waren zu jung'.

Helmut Wirtz, dessen Mutter in der Nachbarschaft von Familie Lebrecht wohnte und guten Kontakt zu Else Lebrecht hatte, sponsert diesen Stein.

Edith Lebrecht (links) mit Freundin