Bingen - Pos. 13
Stolpersteine für Edmund und Meta Simon geb. Goldstein in der Mainzerstraße 45
Text: Beate Goetz
Edmund Simon wurde am 4. November 1877 als Sohn des Weinhändlers Sigmund Simon und seiner Frau Antonie, geborene Kahn, in Gensingen geboren: Seine Frau Meta kam am 27. Mai 1886 in Crailsheim in Württemberg als Tochter von Wolf und Berta Goldstein, geborene Metzger, zur Welt. Die Ehe wurde am 28. Dezember 1908 in Crailsheim geschlossen.
Edmund Simon zog am 1. April 1900 von Gensingen nach Bingen und wohnte im Erdgeschoss des Hauses Mainzer Straße 37, der späteren Nummer 45 der Adolf-Hitler-Straße, heute Mainzer Straße. Auch mit seiner Familie blieb er in dieser Wohnung wohnen. Tochter Toni wurde am 25. Februar 1910, Gerty am 15. Februar 1913 geboren.
Edmund Simon arbeitete zusammen mit seinem Bruder Isidor im väterlichen Weinhandelsgeschäft. Er war vom 2. Mobilmachungstag bis März 1918 Kriegsteilnehmer in Frankreich und Russland und kam wegen einer Nierenverletzung ins Lazarett. Ihm wurden das EK II, die Hessische Tapferkeitsmedaille und das Ehrenkreuz für Frontkämpfer verliehen. Edmund Simon war von 1926 an Mitglied der Jüdischen Rhenus-Loge in Mainz bis zu deren Auflösung.
Enkelin Raya Tibawi, die mit den beiden 'Stolpersteinen' an ihre Großeltern erinnern will, weiß, dass das Geld nicht reichte, um beide Töchter studieren zu lassen. So durfte Toni, die Älteste, die Höhere Mädchenschule, das heutige Frauenlob-Gymnasium, in Mainz besuchen und in Gießen Germanistik studieren. Bis zur Auswanderung nach Palästina 1937 unterrichtete sie an der Jüdischen Schule in Mainz. Sie heiratete Baruch Azanjah, einen Knesset-Abgeordneten, und lebte mit ihm im Kibbuz Givat Chaim, wo sie Direktorin der Schule wurde. Toni starb kinderlos am 15. Dezember 1987 in Israel.
Gerty, die jüngere der beiden Schwestern, war begeisterte Jugendleiterin, gehörte in früheren Jahren einer Gruppe der 'Wandervögel' an und sammelte als Büroangestellte Auslandserfahrung in England und Frankreich. Für ihre Auswanderung nach Palästina im Januar 1936 opferte der Vater seine Lebensversicherung. Später lebte sie in England, wo ihr Mann an einer Londoner Universität lehrte. Das Ehepaar hatte zwei Kinder: Tochter Raya, die Sponsorin der Steine und eine weitere Tochter, die 1990 starb. Gerty Tibawi starb am 28. September 2003 in Esher, Surrey. Edmund und Meta Simon mussten 1939 in die Adolf-Hitler-Straße 31, eines der so genannten Judenhäuser, umziehen. Sie wurden am 20. März 1942 nach Piaski-Lublin deportiert; ihr weiteres Schicksal ist unbekannt. Die Stolpersteine für das Ehepaar wurden in der Mainzer Straße 45 verlegt.