Bingen - Pos. 17

Stolperstein für Max Mayer in der Schloßbergstraße 18

Text: Beate Goetz

Der Kaufmann Max Mayer wurde am 30. März 1886 als Sohn von Simon und Franziska Mayer, geborene Wolf, in Ockenheim geboren. Schon in den 20er Jahren betrieb die Familie eine Getreidehandlung in der Schloßbergstraße 6, heute 18, in Bingen. Simon Mayer II. gehörte dem Armen-Unterstützungsverein an, der zur Beschränkung des Wanderbettels eingerichtet war. Er, der 1848 in Dromersheim geboren war, starb im März 1935 in Bingen, seine Ehefrau war schon 1924 verstorben. Beide sind auf dem Jüdischen Friedhof beerdigt.

Max Mayer war mit Bertl, geborene Karlsruher, verheiratet, die am 29. August 1896 in Heilbronn als Tochter von Julius und Ida Karlsruher, geborene Moos, zur Welt kam. Vater Julius war 1940 schon verstorben, Mutter Ida verließ Deutschland im Mai 1939 und ging nach Nordamerika. Ihr Sohn Walter Karlsruher war 1927 dorthin ausgewandert.

Auch die beiden Schwestern von Max Mayer wurden in Ockenheim geboren. Ida lebte 1940 mit Ehemann Arthur Gunther und den Söhnen Herbert und Ernst in Koblenz. Die Familie emigrierte in die USA. Max´ Schwester Rosa war verheiratet mit Oskar Meyer; er war Teilhaber der Weinbrennerei und Likörfabrik Texier und wohnte mit Familie in der Gaustraße 23.

Das Ehepaar überstand die Nazizeit in Lugano und wanderte 1947 nach San Francisco aus, wohin Sohn Otto mit Familie schon kurz nach den Novemberpogromen 1938 geflohen war. Max und Bertl Mayer hatten eine Tochter, Lore, die am 16. Juni 1921 in Bingen geboren wurde. Die ersten drei Jahre lebte sie mit den Eltern in der Mainzer Straße 44. Nach dem Tod der Großmutter zog die Familie zum Großvater in die Schloßbergstraße 6. Tochter Lore erinnert sich, dass der Vater Chorleiter in der Synagoge war, Mitglied im Männergesangverein und aktiv im Cäcilienverein. Auch gehörte der geübte Geigenspieler einer Kammermusikgruppe um den ehemaligen Bürgermeister Sieglitz an.

Max Mayer war von August 1914 bis November 1918 Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg und wurde mit dem Hessischen Kriegsehrenzeichen und dem Ehrenkreuz für Frontkämpfer ausgezeichnet. Er war Mitglied der Deutschen Staatspartei. In den ersten vier Schuljahren besuchte Lore Mayer das 'Institut St. Mariae' der Englischen Fräulein, danach das Lyzeum, die Höhere Töchter-Schule, in der Rochusstraße 8. In den letzten beiden Schuljahren war sie wieder Schülerin bei den Nonnen. Ihr weiterer Lebensweg führte sie im März 1939 nach Manchester, 1946 in die USA. Im November 2008 konnte sie mit ihrem Mann Warren Odenheimer das Fest der Diamantenen Hochzeit feiern.

Das Ehepaar lebt in Kalifornien, hat eine Tochter, zwei Söhne und sieben Enkel. Bertl Mayer starb im April 1940 an einem Krebsleiden im Binger Krankenhaus. Bedingt durch die damaligen Kriegswirren konnte ihr Grab auf dem Jüdischen Friedhof bis heute nicht lokalisiert werden. Unter dem Eindruck der drohenden Deportationen heiratete Max Mayer die ebenfalls verwitwete Ella Gross. Beide wurden am 20. März 1942 nach Piaski-Lublin verschleppt. Mit dem 'Stolperstein' vor dem ehemaligen Familienhaus ehrt Lore Mayer Odenheimer mit ihrem Mann den Vater. Der Stein ist vor der Schloßbergstraße 18 verlegt.

Max Mayer (links)-Lore-Simon-Bertl